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Mittelalterliche Dorfkirche in Gießmannsdorf von Kopf bis Fuß saniert

Nahezu von Kopf bis Fuß ist die kleine Dorfkirche in Gießmannsdorf saniert. In diesen Tagen feierten die Gemeinde und die Bauleute mit einem Baustellenfest das Ende der Arbeiten. Restauratorin Marlies Genßler nutzte die Gelegenheit für letzte Handgriffe an dem freigelegten Wandbemalung im Innenraum. Mit aller Vorsicht sicherte sie Teile der blauen Farbe, die im Begriff waren, sich von der Wand zu lösen. Was genau der Text in der blauen Kartusche sagen will, ist nicht so genau herauszufinden. „Die Zeitangabe aus den 1740er Jahren könnte auf den Anbau der Patronatsloge hinweisen. Das bleiben aber Spekulationen“, sagt die freiberufliche Restauratorin. Die Wandbemalung in mehreren Schichten fällt beim Betreten der im 13. Jahrhundert erbauten Kirche sofort ins Auge. Erst jetzt bei der Innenraumrestaurierung ist sie zutage getreten und ist nun schmuckes Kleinod, genau wie die anderen freigelegten, wahrscheinlich viel älteren, Wandbemalungen im Bereich der Emporen.

„Wir hinterlassen mit dieser Sanierung einen Fußabdruck in dieser Kirche, so wie es die Generationen vor uns getan haben. Wie die Erbauer der Kirche denken wir an unsere Vergänglichkeit und wissen, dass wir Vieles für die nachfolgende Generationen machen“, sagte Martin Meyer zu Beginn der Baubegehung. Die Fäden für das umfangreiche Bauprojekt liefen bei der Restauratorin und Projektleiterin Sarah Hanini vom Ingenieurbüro Seemann zusammen. Ihre Aufgabe ist es, die Belange der Kirchengemeinde als Auftraggeber, der Denkmalschutzbehörde und der Baufirmen zu berücksichtigen. Begonnen hatte die Baumaßnahme bereits im Jahr 2014 mit der Instandsetzung des Turms. 2021 folgten Dach- und Ostgiebelsanierung mit der aufwendigen Restaurierung eines Emblems durch die Restauratorinnen der Firma Werkart. „Eine große Aufgabe war die Innendecke aus Holz. Sie war zu großen Teilen baufällig. Wie bei jeder Sanierung von alten Gebäuden muss herausgefunden werden, welcher der ursprüngliche und erhaltenswerte Zustand war. Gemeinsam mit der Denkmalschutzbehörde haben wir für die Decke eine gelungene Lösung gefunden“, erläutert Hanini. Dank hervorragender Arbeit der Zimmerei Thielke aus Luckau ist auch bei genauem Hinschauen nicht zu erkennen, welcher von den etlichen Querbalken der restaurierte ist.

In einem zweiten Bauabschnitt sind in diesem Jahr die Außenfassade, die Türen und die Fenster restauriert worden. Seit Mai restaurierte die Firma Werkart mit Restauratorin Daniela Geyer und ihrer freien Mitarbeiterin Elli Lauer die Außenfassade mit Fugen und Fensterfaschen. Von der vielen Arbeit ist kaum etwas zu sehen. „Es ist das Los von uns Restauratoren. Unsere Arbeit ist dann gut gemacht, wenn man gerade nicht sieht, dass an der Fassade etwas verändert wurde“, sagt Elli Lauer. Vereinzelt fallen kleine Löcher in der Fassade auf. Sie sind das Ergebnis der Arbeit von Gabriel Pelz. Der Artenschutzsachverständige hat an der Gießmannsdorfer Kirche viel Leben entdeckt. Gleich vier verschiedene Fledermausarten fliegen in dem Gemäuer ein und aus. Auch Bienen sind in der Fassade zuhause. Damit die Tiere sich auch weiter in Gießmannsdorf wohlfühlen, sind ihre Brut- und Überwinterungslöcher geblieben.

 

Hubert Grapentin und Birgit Schumann von der Kirchengemeinde in Gießmannsdorf sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Dankbar sei man auch für den guten Bauverlauf ohne Verletzungen und Schäden. Eine letzte Schönheitskorrektur steht noch an. Die Bänke sollen einen neuen Farbanstrich erhalten. Die ursprüngliche Bemalung mit filigranen Ranken und Verzierungen, wie sie an einer Kirchenbank sichtbar ist, überlässt die Gemeinde den nachfolgenden Generationen. Dafür fehlt schlichtweg das Geld. Insgesamt sind 340.000 Euro investiert worden. Mittelgeber waren neben der Kirchengemeinde mit einem Anteil von etwa 45.000 Euro das Land Brandenburg, die Landeskirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, der Kirchenkreis Niederlausitz und die Deutsche Stiftung Denkmalschutz.

Beteiligte Unternehmen:

Planung und Bauleitung: IB Axel Seemann
Restauratorische Begleitung: WerkArt Restaurierung GbR (Geyer u. Seipt Wittstock / Dosse)
ökol. Baubegleitung: Gabriel Pelz
Zimmerer: Zimmerein Thielke GmbH & Co. KG
Dachdecker: Dackdecker Ernst & Söhne
Gerüst: Komplett Gerüstbau GmbH
Elektro: Firma Rentz
Putzarbeiten: Firma Baugeschäft Luckau
Maler: Firma Farbenkaro

Franziska Dorn