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Sehnsucht nach Heilung

„Aber sie merkten nicht, dass ich sie heilte.“ Ein Fetzen aus einem kleinen Liebesbrief. Nicht die rosa Liebe, die so herrlich blendend strahlt. Sondern die schmerzliche, unerwiderte Art.

Alles ist gut gemeint, aber mein Gegenüber merkt es nicht. Ist vielleicht zu sehr beschäftigt mit sich selbst, mit den Beschwernissen der Zeit, mit der eigenen Gefühlsachterbahn. Und irgendwann baut sich eine Mauer auf zwischen uns. Steine aus Wut, Angst, Erschöpfung, Trauer. Und zwischen den Steinen klemmt die Sehnsucht nach Heilung. Eine richtige Klagemauer. Aber jede Mauer hat zwei Seiten. Da geht es dem anderen wahrscheinlich so wie mir. 

Was könnte helfen, wenn die Mauer doch so fest dasteht? Vielleicht hinsehen! Jeden Stein mit prüfendem Blick vermessen. Oder an die Wand anlehnen? Die Mauer annehmen heißt ja nicht gleich, dass ich sie hinnehme. Vielleicht hilft es auch, mit der Wand zu reden – ohne gleich verrückt zu werden. Vielleicht bin ich auf der anderen Seite ja doch zu hören?

Ich glaube an Wunder. Und dass Heilung genau dann passiert, wenn ich anfange, die Mauer Stein um Stein abzubauen. Wenn mein Werkzeug die Liebe ist, dann ist kein Stein zu schwer. Ich werde Hilfe brauchen, eindeutig. Aber ist nicht ein Wunder genau das? Jemand hilft mir. Selig ist, wer das merkt.

„Aber sie merkten nicht, dass ich sie heilte.“ Ein halber Vers aus der Bibel, aufgeschrieben beim Propheten Hosea vor mehr als 2500 Jahren. Ich wünsche uns allen, dass wir merken, wenn Heilung geschieht. Friede sei mit uns!

Torben Linke ist Pfarrer im Kirchenkreis Bad Liebenwerda