Abschied von Manfred Schwarz in Senftenberg

03.09.2024

Pfarrer Manfred Schwarz aus der evangelischen Kirchengemeinde Senftenberg wurde am 1. September mit einem festlichen Gottesdienst von Superintendent Thomas Köhler in den Ruhestand verabschiedet. Stefan Staindl vom WochenKurier traf sich zuvor mit dem 64-jährigen Theologen zu einem Interview.

Sie kommen gerade von einem Besuch zum 90. Geburtstag. Wie wurden Sie empfangen?

Manfred Schwarz: Ich wurde freundlich von einer 90-jährigen Dame empfangen. Sie war sehr fröhlich und hat viel erzählt. Ihr Mann ist bereits vor ein paar Jahren verstorben. Sie hatte einen schweren Lebensweg, aber sie wirkte seelisch ausgeglichen. Sie ist noch in der Kirche und bleibt auch dabei.

Die Weihnachtsgottesdienste mit Krippenspiel und den Liedern sind für sie immer was Besonderes. Wie wichtig ist dieser enge Kontakt zu den Menschen Ihrer Gemeinde?

Schwarz: Diese Mensch-zu-Mensch-Kontakte sind die wichtigsten. Leider geht es in der heutigen Zeit im Pfarrberuf viel um Verwaltung. Da bin ich für diese Geburtstagsbesuche sehr dankbar, weil man da intensiv mit den Menschen ins Gespräch kommt, sieht, wie sie leben. Man lernt sich gut kennen.

Senftenberg werden Sie jetzt verlassen: Mit welchen Gefühlen blicken Sie auf den Abschied in Ihrer Peter-Paul-Kirche am 1. September?

Schwarz: Das ist für mich sehr bewegend und berührend, habe ich hier doch 34 Jahre meiner Lebenszeit verbracht. Das ist eine prägende Zeit für die Kirchengemeinde und für mich selbst. Etwas Wehmut klingt auch mit, denn ich verlasse vertraute Menschen, Orte, Kirchen sowie Glocken- und Orgelklänge. Doch wie steht es schon in der Bibel im Buch Prediger: »Alles hat seine Zeit.«

Was sind Ihre schönsten Erinnerungen während Ihrer Amtszeit in Senftenberg?

Schwarz: Die Gespräche bei der Vorbereitung von Taufen, Trauungen, auch Trauerfeiern, festliche Weihnachtsgottesdienste mit gefüllten Kirchen sowie vielfältige Konzerte. Auch die Gottesdienste am See oder auf dem Markt werden in Erinnerung bleiben sowie die Begegnungen mit den »Geschwistern« in der Ökumene und aus den Partnergemeinden.

Auf welche Erfolge oder Projekte sind Sie besonders stolz?

Schwarz: Bauliche Geschichten haben meine Zeit stark geprägt. Ein großes Projekt war das Bürgerhaus Wendische Kirche. Die Bausubstanz war schlecht und man dachte auch über einen Abriss nach. Doch schon während der Grundsanierung keimte die Idee, es nicht nur für Wintergottesdienste zu nutzen, sondern es auch für Menschen zu öffnen, die nicht in der Kirche sind. Das Haus ist jetzt richtig lebendig – und so muss das sein. Doch das habe ich nicht allein geschafft, sondern mit vielen Menschen, die das mitgetragen haben.

Über die Hälfte Ihres Lebens haben Sie bisher in Senftenberg verbracht. Wie stark fühlen Sie sich mit der Stadt verbunden und was lieben Sie an der Kreisstadt?

Schwarz: Ich bin ein Stück Senftenberger geworden – mit einem halben Herzen hier und einem halben Herzen in der Heimat in Burg. Die Stadt selbst hat sich wunderbar entwickelt. Ich denke an den Hafen oder an die Badestrände. Ich schätze die kurzen Wege in der Innenstadt – etwa zum Einkaufen oder Einkehren.

Aus welchem Holz ist der typische Senftenberger geschnitzt?

Schwarz: Es ist eine herrliche Bevölkerung, die hier lebt. Der Senftenberger ist nicht einheitlich definierbar. Ich schätze und mag jeden so, wie er ist. Manche sind kurz angebunden, aber ich bin auch eher der sachliche Typ. Es gibt viele Zugezogene. Den Ur-Senftenberger trifft man nicht mehr so häufig. Die Menschen hier tragen unterschiedliche Lebensgeschichten auf ihren Schultern. Es kommt immer darauf an, wie man selbst auf die Menschen zugeht – so ist dann meistens auch das Feedback

Das Interview führte Stefan Staindl.

 

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