07.10.2024
Unter dem verblüffenden Titel „Wenn Kühe träumen…“ hatten die Zieckauer zu ihrem letzten diesjährigen Kirchenkonzert zu Musik von Alphörnern und der historischen Zieckauer Orgel geladen – und es strömten Musikliebhaber aus den Nachbardörfern, aus Luckau, Calau, Lübben und Berlin so zahlreich, dass extra Stühle hineingetragen und nie genutzte Bänke reaktiviert werden mussten.
Und in der Tat, die warmen weichen und doch so kräftigen Töne der vier Hörner in eingängigen Harmonien hätten nicht nur alpenländische Kühe zu träumen gebracht, sie verzauberten auch das applausfreudige Publikum. Die vier Musiker, von Hause aus jeweils Blechbläser, ließen unter sichtlich motivierenden Leitung von Andreas Frey ihre jeweiligen Instrumente aufblühen und spielten ihre mehrstimmigen Sätze in schönsten und sehr rein geblasenen Harmonien, was bei der Spezifik der Instrumente eine hohe Leistung bedeutet. Wie sprechend die Hörner erklingen können, wurde insbesondere in zwei mehrsätzigen Suiten wunderbar deutlich – da hörte man die schweren Glocken des Braunschweiger Doms erschallen, „Schwarzbunte“ wurden zum Kuhreigen heimgetrieben, aber auch ein jazzige Bär steppte auf dem Kohlmarkt so, dass einige mitzuwippen begannen.
Interessant mischten sich bei mehreren Stücken dazu die obligaten Töne der Orgel, wobei im ersten Teil das historische Instrument etwas schwächlich klang: Trotz vorheriger Probe war die Raumakustik bei so voller Kirche natürlich eine ganz andere und hätte einer deutlich kraftvolleren Registrierung bedurft.
Eine deutlich heitere Note bekam der zweite Teil, nachdem bereits augenzwinkernd die „Besucherherde“ aus der Pause in die Kirche mit Hörnerklang und Kuhglockengeläut zurückgetrieben worden war. Eine Wald-Suite verströmte nicht Waldzauber, Vogelgezwitscher stimmte ein, ein Waldtroll knurrte und raunzte, ein Specht bearbeitete die Hölzer der Kirche und natürlich erklangen Jagdhörner.
Spannenden Erkenntnisgewinn brachte die Vorstellung der Instrumente durch den engagierten Dirigenten und Komponisten Andreas Frey im Verlauf des Konzertes, wie schon der Veranstalter bei seiner Begrüßung einiges zur Historie des Alphornes beigetragen hatte, das seine Karriere als kräftiges Signalhorn über die Schweizer Täler und Gipfel hinweg bereits im 13. Jahrhundert begonnen hatte.
In dem abschließenden Concerto grosso für Orgel und Alphörner kam noch einmal der gesamte musikalische Zauber des Nachmittags zur Geltung – mit der Orgel als musikalischem Partner, als Echo wie in obligater Mehrstimmigkeit, mit ruhig-strömenden romantischen Harmonien und Melodielinien wie auch mit frechen schrägen Harmonien und kessen Rhythmen, die zum Tanz einluden.
Schon zwischendurch wurde sehr freundlich applaudiert, der sehr kräftige Schlussapplaus erzwang dann noch eine Zugabe, ehe die Musiker entlassen wurden – zu, wie in der Pause bereits, zu zahlreichen interessierten Gespräche rund um ihre besonderen Instrumente.
Die Gemeinde, die wie immer für Kaffee, leckere Kuchen und für den traditionellen kleinen Bauernmarkt zum Erntedank gesorgt hatte, sah sich erstmals in der 30 Jährigen Konzertgeschichte mit dem (eigentlich erfreulichen) Problem konfrontiert, dass für die zahlreichen Konzertbesucher die Kaffeetassen nicht reichten und eilends Becher herbeigeschafft werden mussten. Und dass der reichlich vorhandene, liebevoll vor Ort selbst-gebackene Kuchen schließlich gänzlich alle war, sei extra als schönes Kompliment an alle Zieckauer Backkünstler erwähnt.
Lothar Treder-Schmidt